Thema:

Meine Gefühle

29. Juli 2023

Aus den Augen, aus dem Sinn

War selten zutreffender als die Situation aktuell bei meiner Mutter.

Ein etwas anderes Thema, aber nicht minder belastend.

Viele haben sich angekündigt, sie nach ihrem Einzug ins Demenzpflegezentrum zu besuchen, sie anzurufen!

Angerufen haben nur ganz wenige, gekommen sind bisher noch weniger.

Natürlich ist die Situation schwierig, natürlich kann man sich mit ihr am Telefon nicht mehr unterhalten, natürlich ist ein persönlicher Besuch nicht intensiv, natürlich ist es traurig die Demenzerkrankten in ihrem Umfeld zu sehen, aber den Menschen so ganz zu vergessen, sich nicht mal bei mir zu melden um zu erfragen wie es ihr geht oder Glückwünsche auszurichten. Traurig.

Leider wird immer viel geredet. Ich mag das aber nicht mehr hören. Entweder man will es von Herzen, weil Familie oder der langjährigen Freundschaft wegen. Oder es ist einem schlicht nicht wichtig, dann sollte man auch nichts sagen. Wer nicht über seinen eigenen Schatten springen kann, soll nach ihrem Tod nicht sagen, ach wie traurig - wäre ich doch mal vorbeigekommen. Es gibt keine Gründe es nicht zu tun, außer aufgrund der eigenen Bequemlichkeit.

Am 28.7. war ihr Geburtstag. Nur ein kleiner Teil aus dem alten Freundeskreis haben sich gemeldet. Aus der Familie nur ihr Bruder.

Hinter Gittern

25. August 2023

Hinter Gittern

Nachdem meine Mutter es irgendwie herausgefunden hat, wie die Ausgangstüre zu öffnen ist, ist sie bereits mehrfach getürmt. Alleine und in Begleitung. Mal zu zweit, aber auch zu viert. Manchesmal konnten sie gerade noch abgefangen werden. Aber es musste auch schon zweimal die Polizei gerufen werden. Einmal war sie mit ihrem Kumpel Norbert bereits über 2 km vom Pflegeheim entfernt. Ein anderes mal war sie morgens um 4:30 Uhr alleine unterwegs.

Schlussendlich wurde entschieden sie jetzt in den geschützten Bereich unterzubringen. Das Risiko das etwas passiert, war einfach zu gross. Die Verfügung vom Amtsgericht war schnell da, so dass sie kurzfristig umziehen musste.

Zum Glück hat das Pflegeheim einen geschützten Bereich, so daß der Umzug einfach nur von einen in den anderen Wohnbereich war. Aber allein das kann natürlich schwer für sie sein.

Aber es ging bisher ganz gut. Ihr Zimmer ist größer und damit können wir derzeit punkten. Allerdings ist es im neuen Wohnbereich auch etwas unruhiger, was meine Mutter verunsichert. Aber einige Bewohner wiederum sind deutlich wacher, als die Bewohner aus dem vorherigen Wohnbereich. Insofern hat sie jetzt eigentlich Menschen mit denen sie mehr machen kann, wie unterhalten. Mal abwarten wie es sich entwickelt.

5. April 2024

Zopf ist ab

Warum ist das was besonderes? Es gibt zwei für mich wichtige Aspekte an dieser Sache:

1. Gedanke

Bevor es 2015 zur OP kam war eigentlich zuerst eine Chemo geplant. Das Krankenhaus wollte den Tumor im ersten Schritt mit einer Chemo verkleinern ("down-sizing") und dann im zweiten Schritt eine OP ansetzen. Ich hatte dafür auch schon die notwendigen sechs Behandlungstermine angesetzt und einen Port gesetzt bekommen. Zu diesem Zeitpunkt entstand der Gedanke:

Sollten mir die Haare bei einer Chemo ausfallen, dann will ich sie wenigstens einmal richtig lang in meinem Leben getragen haben

Was die Chemo betrifft kam es dann doch anders, denn eine andere Klinik hat mich ohne vorherige Chemo sofort operiert. Erfolgreich! Dennoch war nach der OP und der Bestrahlung nicht ausgeschlossen das eine Chemo zusätzlich notwendig wird. Also blieb der Zopf.

2. Gedanke

Nachdem es aber zum Glück nie zu einer Chemo kam, wurde der Zopf immer länger. Und irgendwann war es für mich eine Stilfrage. Deshalb blieb der Zopf und der Bart wuchs auch weiter. Mir war ja nie klar wie die Krebsgeschichte ausgeht. Als dann noch der zweite Tumor entdeckt wurde, fühlte ich mich bestätigt.

Da ich die zweite Behandlungsrunde zum Glück auch ohne Chemo überstand, sah ich mich als Gewinner und fühlte es war der richtige Zeitpunkt für eine Veränderung.

Es war ein starkes Zeichen meiner inneren Ruhe, meiner wieder erstarkten Psyche. Ich fühlte das ich den Krebs zweimal besiegt hatte und eine Chemo nicht mehr notwendig ist. Somit war es an der Zeit dies mit einem kurzen Haarschnitt zu untermauern. Zudem fällt es mit weniger Haar und ohne Zopf deutlich einfacher den Motorradhelm an- und abzuziehen.

Aber der Bart bleibt.