Thema:

Trauer

16. Oktober 2018

Wieder ein Licht erloschen

Leider sind wieder zwei Betroffene aus der Facebook Prostatakrebsgruppe in den letzten Tagen verstorben. Das schmerzt, insbesondere weil Mann so immer wieder vor Augen vorgeführt bekommt, zu was diese Erkrankung führen kann.

Gerade in solchen Situationen fallen mir dann die Phrasen ein, die ich zu Beginn meiner Diagnose erhalten habe. So hat zb der Hausarzt meiner Mutter zu ihr gemeint: "Wenn ich mir als Mann Krebs aussuchen könnte, würde ich Prostatakrebs wählen". Ja es ist richtig Prostatakrebs verläuft in vielen, vielleicht den meisten, Fällen gewissermassen harmlos. Aber in einigen Fällen eben auch nicht. Es mag die Absicht dahinter gesteckt haben, meine Mutter zu trösten und zu beruhigen. Aber heute empfinde ich dies als Hohn und Ignoranz.

Diese Ignoranz verspüre ich heute mehr denn je, speziell im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis. Es gibt nur noch wenige die heute noch mit Nachdruck und ehrlichem Interesse nach meinem Wohlbefinden fragen und über meine Situation sprechen. Aber ich traue dem nicht hinter her, ich habe gelernt Dinge auszublenden um diese nicht an mich rankommen zu lassen. Ich kümmere mich um Dinge die mir wichtig sind. Ich will Dinge hinterlassen die zu bleibende Erinnerungen führen, für die mir wichtigen Menschen um mich herum. Seien es Traumreisen zu unternehmen, sei es das Dach auszubauen, sei es seinem Sohn in der Erfüllung seiner Träume zu unterstützen. Ich will das Leben selbst gestalten und somit geniessen ohne zu sehr in Selbstmitleid oder Schmerz leben zu müssen. Nur so kann ich Erinnerungen erschaffen, die später vielleicht ein Lächeln ins Gesicht meiner Liebsten bringen.

30. Juni 2019

Die „Grand Tour“

2015 war unser Schicksalsjahr. Erst Schwester und Dad an Krebs verloren, bevor ich selbst damit konfrontiert wurde.

Nachdem das Grab meiner Schwester erst Ende 2018 fertig gestaltet wurde, war es jetzt ein passender Anlass für mich meine Mutter zu packen, um mit ihr das Grab meiner Schwester in der Nähe von Frankfurt zu besuchen.

Für mich das erstemal nach ihrer Beisetzung dort zu sein. Schwerer Schritt für uns beide. Aber für meine Mutter war es wichtig die Chance nochmal gehabt zu haben das fertige Grab ihrer Tochter sehen zu können. Wir wissen nicht ob sich in Zukunft nochmals die Gelegenheit dazu ergibt.

Am nächsten Tag dann noch meinen Dad, an seinem Todestag, besucht.

Ein Wochenende voller Erinnerungen, viele traurige aber auch schöne Erinnerungen.

Die Zeit hilft den Verlust erträglicher zu machen. Das gilt zumindest für mich, meine Mutter wird diese Verluste leider nie verarbeiten können. Dafür sind die Wunden zu tief.

27. Dezember 2019

Meine Lieblingstante

Eine große Unterstützerin während meiner Diagnose und Therapie hat uns verlassen.

Aus ihrer eigenen Erfahrung verstand sie mich und hat mich stets mit den richtigen Worten unterstützt bzw auch nur aufmerksam zugehört.

Es gab einen regelmäßigen zuweilen auch intensiven Kontakt. Ohne sie wäre mein Weg deutlich schwerer gewesen.

Jeder Krebspatient weiß wie alleine und unverstanden man sich in unserer Situation fühlen kann. Umso wichtiger solche Menschen um sich haben zu dürfen die nicht nur zuhören können, sondern dich auch verstehen.

Ich habe zum Glück nicht nur meine Tante, aber sie war ein wichtiger Teil.

Sie wird mir fehlen.