Thema:

Wunsch

15. März 2017

Die Sache mit den Wünschen

Wünsche sind nie klug. Das ist sogar das beste an ihnen.

Charles Dickens

Ich habe bereits von meinen Wünschen bzw. Träumen berichtet, welche ich Anfang 2016 für mich festhielt und unbedingt angehen wollte.

Heute weiß ich nicht mehr wie ich 2 dieser 3 Wünsche überhaupt gepackt habe. Denn diese setzten eine gute körperliche Konstitution voraus. Zum damaligen Zeitpunkt (kurz nach der Bestrahlung und Anastomosenstriktur-OP) war ich rückblickend betrachtet doch sehr geschwächt. Aber der Wille kann bekanntermaßen Berge versetzen.

Und ich wollte es so sehr, denn wir befanden uns noch in einer Zeit der großen Verunsicherung. Mir war nicht klar wie das Jahr verlaufen und ob ich jemals wieder die Chance bekommen würde, diese Träume anzugehen. Also musste es einfach jetzt und hier sein!

[su_heading]1. Traum[/su_heading]
Ein Traum war es noch einmal eine Motorradtour in die Alpen zu machen. Ich konnte gerade mal einigermaßen ohne Schmerzen auf dem Motorrad sitzen. Das aufsteigen ging dabei aufgrund der Höhe des Motorrads nicht so leicht, da es immer wieder in der Gegend der OP und Bestrahlung unangenehm zwickte. Das bedeutete: sitzen bleiben und fahren und fahren und fahren!
In 4 Tagen fuhr ich dann 1400 KM, unzählige Pässe, den ganzen Tag Berg rauf, Berg runter. Es war eine Mega-Tour und das mit meinem neuen Motorrad, welches ich während der Behandlungsphase Anfang 2016 kaufte. Jetzt freue ich mich bereits auf die nächsten Touren.

[su_heading]2. Traum[/su_heading]
Der zweite Traum, von diesem habe ich noch gar nicht berichtet, war ein (Tandem-) Fallschirmsprung. Ich weiß gar nicht wie ich überhaupt auf diese Idee kam. Das war für mich nie ein Wunsch, aber es schoss mir halt irgendwann einfach so in den Kopf und ich wollte es unbedingt machen. Gesagt, getan. Im Nachhinein würde ich es allerdings nicht wieder machen. Das Gefühl aus dem Flugzeug in diese Leere zu springen war für mich nicht so erhaben. Auch wenn ich körperlich geschwächt war, glaube ich nicht das das Gefühl des Sprungs bzw. Fallens viel anders gewesen wäre. Heute sage ich zu Madeleine: "Bitte versuche mich in Zukunft von solchen Ideen abzubringen."

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[su_heading]3. Traum[/su_heading]
Der letzte Traum war ein Tattoo. Im Vergleich zu den anderen Wünschen körperlich bei weiten nicht so anstregend, dennoch genauso wichtig. Ich habe die Namen meiner zwei Liebsten auf meine beiden Armen tätowieren lassen. Inzwischen habe ich ein weiteres Tattoo und es werden sicherlich noch weitete folgen.

5. Juni 2017

Empire State of Mind

[su_heading size="20"]"If I can make it there, I'll make it anywhere"[/su_heading]

Jetzt 6 Wochen nach meiner Rückkehr ins Berufsleben ist es endlich soweit. Die Erfüllung eines weiteren Traums: Wir fliegen nach New York!

Initial war geplant meinen 50ten Geburtstag letztes Jahr dort zu verbringen, aber meine Geschichte wurde bekanntlich neu geschrieben. Jetzt aber was es endlich soweit. Flug und Hotels wurden bereits im November 2016 gebucht, inklusive einer Reiserücktrittsversicherung. Wir wusste damals nicht was die Zukunft bringen wird, also absichern für alle Fälle.

10 Tage USA, davon 7 Tage New York City, mit Hotel direkt in Manhattan, und einem 3-tägigen Roadtrip zu den Niagara Wasserfällen.

Wir sind total aufgeregt und können es nicht erwarten, nach dieser langen Wartezeit. Hoffentlich klappt alles: Flug, Einreise, Hotel, Auto, etc. Auf alle Fälle nehme ich genügend Einlagen mit. Ich hoffe es wird nicht zu anstrengend.

26. August 2017

A1 – weil ich es auch miterleben will

Mein Sohn hat sich nun final entschieden den A1 Führerschein (Motorrad bis zu 125 ccm) zu machen und inzwischen hat er auch mit Theorie begonnen und die ersten Fahrstunden hinter sich gebracht. Zuletzt war er noch unentschlossen, ich habe ihn dann selbst ein wenig dazu überredet.

Aber warum? Sicherlich weil ich selbst so gerne fahre und ich mit 16 Jahren ebenfalls den damaligen 1B gemacht habe. Aber die Sorge und die Angst wissend um die Gefahren eines motorisierten Zweirads, lassen mich und mehr noch Madeleine, öfters daran zweifeln ob es richtig ist.

Dann allerdings blicke ich 22 Monate zurück. Als ich die Diagnose erhielt, die Erinnerungen an meine Schwester und Vater noch so frisch waren, und mir Millionen von Gedanken durch den Kopf schossen und ich Angst hatte Dinge meines Sohnes nicht mehr erleben zu können: Die erste Freundin, der Schulabschluss und eben auch der Führerschein. Nun habe ich die Möglichkeit erhalten und auch erkämpft, um dies erleben zu dürfen und deshalb pushe ich ihn auch in dem Wissen dadurch viel bewusst mitnehmen zu können.

Es werden sicherlich auch mal wieder andere Zeiten kommen. Davon gehe ich aus, deshalb gilt es das hier und jetzt zu genießen. So wie heute das Wochenende auf der Gamescom in Köln. Auch etwas das ich ausschließlich für meinen Sohn mache und das bereits zum vierten mal. Diese Erinnerungen wird ihm niemand mehr nehmen, mir auch nicht. Das macht mich glücklich.

16. Oktober 2017

Gipfelstürmer

Als meine Behandlung abgeschlossen war, hatte ich drei Wünsche. Ein Wunsch war nochmal eine Motorradtour machen zu können. Nun habe ich nicht nur eine, sondern bereits drei Touren machen dürfen/können. Und ich hoffe natürlich das es noch mehr werden, vielleicht auch mal eine Tour mit meinem Sohn. Auf alle Fälle geniesse ich jede Tour in vollen Zügen, mit dem Wissen es könnte die letzte sein. Auch wenn dieser Gedanke ehrlicherweise keine grosse Rolle spielt, so kommt dies doch ab und an in mein Bewusstsein. Ich denke das ist ganz normal, denn die Krebsgeschichte komplett und ständig auszublenden ist mir nicht möglich.

16. Juli 2019

Tschakka

Wieder ein Wunsch in Erfüllung gegangen: mein Sohn hat seine Mittlere Reife erfolgreich abgeschlossen. Und zwar so gut, dass er jetzt weiter macht und auf die Fachoberschule geht.

Dieser Verlauf war nicht selbverstständlich und von uns auch nicht gefordert, dennoch erhofft.

Unter all den Umständen wie sein Schulwechsel, aufgrund eines schwierigen Umfelds, der Ignoranz der beteiligten Lehrer, dem Unwillen des Rektors die Lage zu erkennen, geschweige denn etwas dagegen tun zu wollen. Noch schwerwiegender dann die Krebserkrankungen und Verluste in unserer Familie. Das alles prasselte auf ihn ein.

Nicht selbstverständlich das ein Jugendlicher all das ohne neue Probleme verarbeiten kann. Aber er hat es - und darauf bin ich so mega stolz - geschafft.

Das ihm die Verluste seines Opas und Tante durchaus nahe gehen, zeigte sich als er zwei Kerzen in der Kirche während der Klassenabschlussfahrt für sie anzündete. Wir sind weiss Gott nicht christlich, aber wir machten das schon in unterschiedlichen Orten, als wir uns Kirchen anschauten. Er hat das nicht nur bemerkt und gespeichert, sondern lebt dies selbst weiter. Was für ein herzensguter Mensch. Soviel Empathie findet man heutzutage nur noch selten.

Und das im Anschluss beim trinken im Irish Pub, er mit Gin Tonic auf seinen Opa anstiess, war das i-Tüpfelchsen. Denn das war Opas und unser aller Lieblingsgetränk.