Eine Früherkennung ist unerlässlich. Nur viele Männer wissen nichts darüber oder schlimmer, ignorieren es sogar. Frauen sind einer Früherkennung allgemein aufgeschlossener:
1. Dezember 2016
Bisher habe ich mich noch nicht im Detail dazu geäußert warum ich damals im Oktober 2015 zum Urologen bin. Zudem habe ich noch nicht von allen bleibenden Nebeneffekten erzählt.
Zu einem Outing gehört dies aber wohl dazu. Und um allen Männern die Dringlichkeit einer regelmäßigen Prostatavorsorge zu verdeutlichen und ihnen gewissermaßen die Hemmung davor zu nehmen, habe ich mich dazu entschlossen meine Geschichte offen zu legen.
Aber es fällt verdammt schwer, da es sehr intim wird.
Der Auslöser
Mein Problem war ein trockener Orgasmus. Kein typisches Symptom, denn meine erste Recherche im Sommer 2015 brachte nichts weltbewegendes zum Vorschein. Auf alle Fälle gab es keinen Hinweis auf Prostatakrebs. Die Symptome dafür sind andere (Blasenentleerungsstörungen, Knochenschmerzen und später Gewichtsverlust und Blutarmut). Also ging ich zuerst von einem mechanischen bzw. einer anderen altersbedingten Ursache aus.
In diese Richtung hat mein Urologe beim ersten Besuch und meiner Problembeschreibung auch gedacht:
Herr Pilpin, sie wissen bei uns Männern kann so etwas ab einem gewissen Alter eintreten...
Ja sicherlich, aber es fühlte sich irgendwie nicht richtig an. Mein Gefühl hat mich, wie wir leider wissen, nicht getrübt.
Inzwischen weiß ich mehr über die Rolle und Funktionsweise der Prostata: sie produziert einen Teil des Spermas. Dieser Zusatz macht etwa 30% des Ejakulates aus.
Mit dem bei mir, nach dem PET/MRT festgestellten Befund (u.a. vom Tumor infiltrierte Samenblase), ist es dann schon nachvollziehbar warum es zu einem trockenen Orgasmus kommen kann. Fast schon so logisch das es mich wundert warum ein trockener Orgasmus nicht auch als Symptom für (zumindestens fortgeschrittenen) Prostatakrebs aufgeführt wird. Vielleicht zu selten?
Was bleibt hängen?
Das ist jetzt wörtlich zu nehmen und leider auch die Realität. Denn bei mir ist das eingetreten wovor nicht nur Ben Stiller Angst hatte: Impotenz.
Auch dies lässt sich wieder einfach erklären: zwei Nerven die direkt beidseitig an der Prostata liegen, sorgen für die männliche Erektion. Bei einer radikaken Prostataektomie (Entfernung), wird versucht diese Nerven zu erhalten. Dabei wurde vorallem in den vergangen Jahren neue Operationstechniken entwickelt, um zumindestens einen der beiden Nerven zu schonen. Das wurde bei Ben Stiller offensichtlich erreicht. Bei mir aber war der Tumor bereits aus der Prostatakapsel förmlich heraus geplatzt, somit konnten beide Nerven nicht mehr geschont werden. Auch nicht von einem äußerst erfahrenen Operateur.
Was bleibt? Die Hoffnung auf ein längeres Leben.
Über die Folge einer Impotenz hatte ich mir zu keiner Zeit einen Kopf gemacht. Ich wollte nur leben und da verzichte ich auch auf die Potenz. Wenn dies mein Päckchen für ein längeres Leben ist, dann trage ich dieses eben mit Würde.
Fazit
Ich kann nur jedem Mann dazu anraten sobald etwas im Umfeld des Geschlechtsorgans oder -verkehrs sich irgendwie anders verhält, geht bitte zum Urologen. Aber am besten schon vorher und regelmäßig, denn treten Symptome einmal auf hat sehr wahrscheinlich bereits eine Ausdehnung (u.a. auf die Samenblase) oder eine Metastasierung stattgefunden, am ehesten in die Lymphknoten (wie bei mir) oder schlimmer in das Skelett oder andere Organe!
Also #fingerrein
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23. Mai 2017
Zur Bestimmung meines aktuellen Gesundheitszustandes wird seit einem Jahr regelmäßig der PSA-Wert ermittelt. Zur Zeit alle drei Monate! Nur anhand dieses Wertes wird dann über weitere notwendige Behandlungen entschieden. Bleibt der Wert wie bisher unter der Nachweisgrenze, wird einfach nur weiter beobachtet. Dies ist ein definiertes Vorgehen.
Es fühlt sich aber etwas seltsam an und für mich als Laie ist dies nicht immer ganz nachvollziehbar. Es bleibt eine gewisse Unsicherheit und mich quält dann des öfteren die Frage ob nicht doch weitere Untersuchungen, wie ein MRT oder ein CT, sinnvoll wären? Ist es nicht naiv sich nur auf den PSA-Wert zu verlassen?
Zumal es ja so ist das während der Früherkennung Zweifel vorliegen ob der PSA-Test das richtige Instrument zum bestimmen eines Prostatakarzinoms ist. Nachdem aber ein Prostatakarzinom diagnostiziert und zB durch eine Chemotherapie, OP oder Bestrahlung behandelt wurde, gilt der PSA-Test als der Marker schlechthin, um eine mögliche Ausbreitung der Karzinomzellen zu bestimmen.
Und das ist nun ein bisschen mein Dilemma und daher rührt auch meine Unsicherheit. Lange Zeit konnte ich das nicht verstehen warum es Zweifel an den PSA-Wert bei der Früherkennung gibt, aber man sich in der Nachsorge allein darauf stützt. Ich musste erst einiges lesen um meinen Knoten im Hirn zu lösen.
Erklärung:
Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) wurde 1970 entdeckt und ist ein Protein (Eiweiß), das von den Prostatadrüsen gebildet wird und daher „spezifisch“ für die Prostata ist.
Aber warum gibt es dann noch einen im Blut nachweisbaren PSA-Wert, wenn wie in meinem Fall, die Prostata samt Karzinom durch zB eine OP aus dem Körper entfernt wurde?
Das liegt daran, das auch bösartigen Zellen eines Prostatakarzinoms PSA bilden. Karzinomzellen bilden dabei erheblich (bis zu 10 mal) mehr PSA als normale Prostatazellen. Und nachdem bei mir nun der Tumor bereits vor der OP aus der Prostatakapsel ausgebrochen war, ist die Wahrscheinlichkeit hoch das weitere bösartige Karzinomzellen bereits in meinem Körper unterwegs sind. Dies kann im übrigen auch allein schon nur durch die Prostatabiopsie passiert sein. Durch die Entnahme von Prostatagewebe währdend der Biopsie können bösartige Zellen die Prostata verlassen und sich im Körper ausbreiten. Wie hoch diese Wahrscheinlichkeit ist, kann ich nicht sagen. In meinem Fall auch nicht entscheidend, da ja bereits befallene Lymphknoten entdeckt wurden.
Diese Karzinomzellen sind vermutlich noch inaktiv bzw noch so winzig und mit heutigen Mitteln, zb durch ein PET/MRT, nicht nachweisbar. Sollten diese Karzinomzellen allerdings wachsen bzw. aktiv werden, dann schütten diese wieder PSA aus.
Dann bleibt nur zu hoffen das dies durch den PSA-Test rechtzeitig festzustellen ist, bevor diese Zellen im schlimmsten Fall andere Organe erreicht haben.
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4. Februar 2018
Ob folgende Aussage wirklich stimmt weiß ich nicht, denn meine Krankenkasse hat mich nie über Früherkennungsmaßnahmen informiert.
Seit dem 1. Januar 2008 sind die Krankenkassen außerdem dazu verpflichtet, ihre Versicherten zu Beginn eines Kalenderjahres über Früherkennungsmaßnahmen zu informieren.
Folgender Überblick zeigt welche Früherkennung wann empfohlen wird:
Liegt allerdings bereits ein Krebsfall in der Familie vor, so ist eine noch frühere Vorsorgeuntersuchung durchaus sinnvoll.
Besser selber aktiv werden, statt auf Unterstützung von außen (Krankenkasse, Arzt) zu warten. Hier spreche ich aus eigener Erfahrung.
Unser Gesundheitssystem funktioniert im grossen und ganzen, aber leider gehört die aktive und ausreichende Steuerung von Früherkennungsmaßnahmen nicht wirklich dazu!
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