5. Juli 2016
Gestern hatte ich das Vorgespräch zur Darmspiegelung in der Isarklinik.
Ich habe die Klinik gewechselt, da ich kein Vertrauen mehr in die vorherige habe. Bei der letztjährigen Untersuchung im Mai stand im Befund "Prostata unauffällig". Knapp 5 Monate später wurde der Tumor in einer vergrößerten Prostata diagnostiziert. Kein Arzt schwärzt den anderen an und es ist sicherlich auch nicht mit Sicherheit zu sagen, ob man bei genauerer Betrachtung etwas hätte sehen können. Aber das Vertrauen ist einfach weg. Deshalb eine neue Klinik.
Und siehe da der Arzt erweitert die Untersuchung und führt auch zusätzliche gleich eine Magenspiegelung durch. Eine Ultraschall Untersuchung wird auch durchgeführt. Achja und ein Hautscreening soll ich auch alle zwei Jahre, besser jedes Jahr aufgrund meiner Vorgeschichte machen. Endlich mal ein Arzt der sich kümmert.
Die Isarklinik macht einen sehr guten Eindruck. Nicht nur durch die Lage und das Gebäude, sondern auch durch das Vorgespräch mit dem Arzt. Er nahm sich Zeit und ging auf alles ein. Morgen nach dem Eingriff werde ich wissen ob der gute Eindruck noch steht.
Aber das Gefühl ist sehr gut und das ist schon mal wichtig. Leider bleibt es beim gleichen Abführmittel, so daß ich mich schon riesig auf die Einnahme heute nachmittag und morgen früh freue (Ironie)!
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18. Juli 2016
Heute haben wir den aktuellen PSA-Wert erfahren. Dieser liegt weiterhin unter der Nachweisgrenze.
Was für ein Gefühl, etwa der Wendepunkt?
Erstmal ja, aber für die nächsten ein oder zwei Jahre muss dieser Wert weiterhin alle 3 Monate überprüft werden.
Der Tumor hat sich schlafen gelegt. Nur nicht aufwecken und hoffen das es ein Dauerschlaf für eine gaaaaanz lange Zeit wird!
Mein Gefühl hat mich also doch nicht getäuscht. Jetzt erstmal den Moment genießen...
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27. Juli 2016
Gute Frage!
Erstmal weiter erholen. Da keiner sagen kann ob der Tumor vollständig vernichtet wurde oder eben nur inaktiv ist (leider das wahrscheinlichere), bleibt eine gewisse Unsicherheit bestehen. Dennoch versuche ich meinen Gedanken freien Lauf zu lassen und Dinge nachzuholen, die die letzten acht Monate keine Beachtung fanden. Und dann geht es darum Wünsche umzusetzen die mir während der letzten acht Monate in den Kopf kamen, die ich unbedingt noch umsetzen will.
Die Ärzte empfehlen mir noch einige Zeit auszusetzen. Es ist noch zu früh um in den Alltag zurückzukehren. Und ehrlich gesagt fühle ich mich noch nicht reif für diesen Alltag. Meine Inkontinenz ist seit der Bestrahlung und der Anastomosenstriktur schlechter geworden. Ist zwar nichts was körperlich wehtut, aber es ist lästig und psychisch eine Belastung.
Ich denke ich muss noch zwei oder drei Zyklen der PSA Messung abwarten. Vorher bin ich psychisch noch nicht gefestigt. Es ist keine akute Angst die mich quält, aber es sind Sorgen die immer wieder aufpoppen, sobald etwas nicht ganz so läuft wie normal. Aber normal ist sowieso nichts mehr und es wird auch nichts mehr normal, bzw. wie früher sein. Mit den Nebeneffekte der bisherigen Therapien muss ich lernen Leben zu können, zum Teil für immer.
So kann zb die Anastomosenstriktur jederzeit wieder auftreten. Bei manchen Männern sogar schon nach 6 bis 8 Wochen und das durchaus mehrere Male nacheinander. Dann, wenn es mal wieder nicht gut "läuft", kommen gleich erste Zweifel auf. Aber ein Tee hilft zum Glück schnell aufkommende Sorgen zu entkräften.
Ein Besuch bei meinem Urologen zeigt mir dann auch immer wieder auf, wie ernst meine Situation ist. Er lässt ernst gemeint Botschaften salopp und nebenbei ins Gespräch einfließen, aber die Ernsthaftigkeit ist zu hören: "Ich bin sehr zufrieden" [ein Grinsen und Daumen hoch von ihm] oder "Es läuft bei Ihnen wie am Schnürchen, aber das muss es auch, denn jede noch so kleine Abweichung kann schwerwiegende Folgen mit sich bringen".
Kaum möglich den Kopf vollständig frei zu kriegen, aber ich versuche einiges auszublenden und stets positiv in die Zukunft zu schauen. Das hat mir bisher gut geholfen die zurückliegenden Monate zu bewältigen. Sich Ziele zu setzen und Wünsche zu haben, sich diese auch zu erfüllen, helfen ungemein. Die Unterstützung seiner Liebsten, den sich kümmernden Freunden und Bekannten sind dabei genauso wichtig. Das dabei einige Beziehungen vielleicht auf der Strecke bleiben, bzw darunter leiden ist denke ich normal. Man merkt in dieser Situation eben welche Menschen ein großes Herz besitzen und welche Egoisten sind.
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1. Oktober 2016
Heute vor einem Jahr begann meine Odysee.
Am 1.10.2015 um 16 Uhr hatte ich meinen ersten Arztbesuch beim Urologen. Unzählige Arztbesuche und Untersuchungen sollten folgen, mit einem bis jetzt guten Ergebnis.
Das heute gute Gefühl war weiß Gott nicht immer vorhanden. Gerade am Anfang war es eine schwere Zeit sich mit dem Befund, der Situation, der Unsicherheit auseinander zu setzen. Die Angst war groß, viele Tränen und Verzweifelung machten sich breit, gerade auch aufgrund unserer extremen familiären Vorgeschichte.
Heute überwiegt die Zuversicht auch dank der tollen Ärzte. Angefangen mit meinem Urologen Dr. Pickl aus München. Ausgesucht ua aufgrund der guten Lage. Ich dachte mir lieber einen Urologen am Promenadenplatz statt einen Dorf-Doktor aus Dachau.
Das nennt man wohl Schicksal.
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2. Oktober 2016
Eine Sache die mir persönlich speziell während der ersten Diagnose nie wirklich geholfen hat waren Aussagen wie "Ach, Prostatakrebs hatte mein Freund, Nachbar oder sonstwer. Dem geht es wieder gut!" oder "Prostatakrebs ist gut und einfach zu behandeln" oä.
Alles gut gemeinte Hinweise die mich motivieren sollten. Aber sie haben eher genervt und das Gegenteil bewirkt.
Warum? Naja nicht jeder Krebs verhält sich bei jedem gleich. Solch oberflächlichen Vergleiche hinken einfach. Es gibt fortgeschrittenen, aggressiven oder ein im Frühstadium nur zu überwachenden Prostatakrebs. Eine große Bandbreite und deshalb gibt es auch die Klassifizierung. Ich habe leider die Arschkarte mit dem aggressivsten (Gleason 10) und bereits metastasierten (2 Lymphknoten) Krebsart erwischt. Deshalb sind die oberflächlichen Vergleiche nicht hilfreich. Durch diese Vergleiche bekam ich das Gefühl vielleicht ein Hypochonder zu sein, sofern es nicht so einfach läuft wie bei dem Nachbarn, Freund oder eben Bekannten. Klagen über Schmerzen oder die aufkommende Angst dies nicht überleben zu können, und die war definitiv da, hemmten mich darüber zu reden (Sprichwort Weichei).
Ich fragte meinen Arzt anfangs was passiert wenn ich nichts unternehne, wieviel Zeit hätte ich denn. Nichts zu unternehmen war keine ernstgemeinte Vorgehensweise, denn mir war klar es ist bereits kurz nach Zwölf. Ich wollte aber dadurch nur die Situation besser einschätzen können. Seine Antwort war: 6 Monate Vielleicht! Schluck.
Von ihm kamen auch immer wieder Aussagen wie "Sie wissen wie schwer krank sie sind" und "Sie können sich immer melden und kriegen sofort einen Termin. Die anderen Patienten können warten, das ist Pillepalle was die haben". Solch offenen Worte haben mir anfangs zugesetzt, am Ende aber hat es sehr geholfen die Situation besser einzuschätzen, es zu akzeptieren und daraus auch Veränderungen vorzunehmen, die Sache eben nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Alles andere hätte vielleicht zu einem anderen Ergebnis geführt. Deshalb danke Dr. Pickl!
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