Die Prostataektomie ist die vollständige Entfernung der Prostata. Dieser Eingriff kann robotergestützt (DaVinci) oder klassisch erfolgen. Bei mir gings nur klassisch, weil der Tumor bereits andere Bereiche infiltriert und Lymphknoten befallen waren. Der Eingriff dauerte bei mir 8 Stunden:
22. November 2015
Kurz nachdem wir zu Hause ankamen, gab es bereits den angekündigten Rückruf der Klinik Großhadern.
Uns wurde mitgeteilt das auch der Chefarzt eine OP als Erstbehandlung empfiehlt. Das war nicht weiter verwunderlich, denn das ist die grundsätzliche Philosophie dieser Klinik.
Mir wurde zudem völlig überraschend zugesichert, dass mich der Chefarzt Prof. Stief persönlich operieren würde. Er behandelt Kassenpatienten normalerweise nur mit einer Zuzahlung. Bei mir macht er eine Ausnahme und verlangt diese nicht.
Als Termin wurde mir dann noch gleich der nächste Montag genannt! Nächster möglicher Termin dann wäre erst wieder am 7.12.
Nach sehr kurzer Bedenkzeit haben wir uns dann für die OP am nächsten Montag entschieden.
Also geht's am Montag in die Klinik und am Dienstag wird operiert. 10-12 Tage Krankenhaus stehen mir dann bevor.
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22. November 2015
Ich bereue die Entscheidung für eine OP als Erstbehandlung nicht. Im Gegenteil ich freue mich.
Schließlich war ich etwas enttäuscht als mir das MRI eine Chemo als Erstbehandlung empfahl. Die Unsicherheit darüber was während der langen Zeit der Chemo in meinem Körper mit dem Karzinom passiert, hat mich stets besorgt. Die Nebenwirkungen und das nichts tun können während dieser langen Zeit, würden meinem, unserem Seelenleben nicht gut tun.
Insofern bin ich glücklich über diese Entwicklung.
Ich glaube nicht an Gott, aber an Schicksal. Grosshadern mit der OP ist irgendwie ein Wink des Schicksals. Eigentlich wollte ich nicht mehr hin. Der Weg dorthin mit der S-Bahn war nervig und ungemütlich. Die Anmeldung in der Klinik war zudem aufwendig, viele Formulare auszufüllen, längeres warten etc. Das Klinikgebäude wirkte so abstoßend, weil so groß. Wir dachten schon: wird ein sinnloser Termin.
Dann aber fand das Gespräch statt und das Gefühl hier richtig zu sein wuchs stetig. Dann noch die Möglichkeit auf einen schnellen Termin, mit einem sehr erfahrenen Doc (über 4000 Prostata-OPs), fiel es uns relativ leicht die Entscheidung dafür zu treffen.
Um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, habe ich noch ein Testament und eine Patientenverfügung aufgestezt. Kostet viel Kraft und Tränen sind nicht zu vermeiden. Insofern sollte man diese Sachen in gesunden Zeiten tun!
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23. November 2015
Habe heute mein Zimmer mit Blick auf die Berge bezogen.
Ansich ein Dreibettzimmer, momentan aber nur zu zweit. Mal sehen ob das so bleibt.
WLAN funktioniert auch, so dass ich die nächsten Tage Champions League, Amazon Prime und Sky ausführlichst anschauen kann. Mir wurde schon gesagt das es langweilig werden wird und ob ich hoffentlich genügend zum lesen dabei habe. Nö, aber Handy, Laptop und Tablet reichen mir
Sind aber alle ganz lieb hier, auch wenn die Räumlichkeiten schon ein wenig herunter gewirtschaftet sind, so fühle ich mich momentan ganz wohl.
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23. November 2015
Nachdem ich alle möglichen Fragen und Voruntersuchungen abgeschlossen hatte, kamen dann noch der Oberarzt und später der Chefarzt vorbei.
Eine Situation die ich bei meinem Dad eigentlich nie erlebt habe. Obwohl er eine private Zusatzversicherung hatte zeigte sich ein Oberarzt, geschweige denn Chefarzt so gut wie gar nicht bei ihm. Man musste diesen sogar eher hinterher laufen.
Ich bin jetzt nur normaler Kassenpatient.
Gibt mir die Hoffnung das die Welt noch nicht ganz so versaut ist und die Menschlichkeit in so schweren Situationen doch noch über dem System steht.
Der Chefarzt meinte sogar ich sei ein Notfall und er hat andere Patienten vertröstet und auf spätere Termine verschoben. Wow, ein tolles Gefühl.
Er versicherte mir nochmal das es absolut notwendig ist die OP jetzt und sofort zu machen. Andere Therapien, wie Chemo, mögen die Verkleinerung der Prostata erzwingen, in dieser Zeit kann es aber auch zur Streuung kommen. Was bei mir bisher aber eben noch nicht erfolgt ist. Meine Knochen und Organe sind frei. Die betroffenen Lymphknoten werden sowieso während der OP entfernt.
Seine Meinung zur Strahlentherapie wie von Tübingen vorgeschlagen ist hart: "Die haben sie aufgegeben". Ich bin schokiert wie eine renommierte Klinik, wie die in Tübingen, dann so einen Plan vorschlagen kann. Mann oh mann.
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25. November 2015
Total fertig aber auch überglücklich, das die OP hinter mir liegt. Nicht nur das ich sie überstanden habe, sondern auch ohne künstlichen Darmausgang, lässt das Herz höher schlagen.
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29. November 2015
Ich erhole mich gut von der OP. Ich kann schon einigermaßen laufen. Schwach ja, aber keine Schmerzen.
Alle Personen in der Klinik sind super nett und helfen mir sehr gut.
Seit Freitag bin ich auch allein im Zimmer. Auch wenn ich dadurch nicht besser schlafe, ist es so doch schon viel angenehmer.
Die Stimmung direkt nach der OP war fast schon euphorisch, weil der Tumor einfach mal draußen ist. Damit einhergehend die große Hoffnung, das es damit vielleicht auch gut ist.
Als aber meinem Zimmer Kollegen vom Oberarzt sein Befund erläutert wurde und man ihm mit einem PSA-Wert von 30 und einem Gleason Score 8 bei einer OP eine Heilung in Aussicht stellte, war meine Ernüchterung riesig. Die Worte Heilung fielen bei mir bisher nicht.
Am Montag sollen die pathologischen Ergebnisse kommen, dann wissen wir hoffentlich mehr.
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30. November 2015
Heute ist ein guter Tag.
Zum ersten wurde mir nach erfolgreicher Dichtigkeitsprüfung der Katheter entfernt.
Auch wenn ich vorerst einmal Einlagen oder besser noch Windeln tragen muss, ist dies ein riesiger Schritt. Zumal ich nun morgen die Klinik verlassen darf.
Zum zweiten habe ich eine Zusage für einen Reha Platz meiner Wahl kurzfristig bekommen. Mit der Möglichkeit das ich Weihnachten zu Hause feiern darf.
Zum dritten kam der Befund. Und es sieht gut aus. Nichts abschließendes zu sagen, aber der Oberarzt ist zuversichtlich. Es wurden 28 Lymphknoten entnommen. (Nur) zwei waren positiv. Die Prostata liess sich gut vom Rektum entfernen. Wie es weitergeht wird sich Anfang Januar zeigen. Dann wird der PSA-Wert gemessen. Sollte er Null sein, dann muss weiter engmaschig überwacht werden. Ist der Wert nicht Null, dann muss entschieden werden wie weiter behandelt wird. Vermutlich Strahlentherapie. Aber das sehen wir dann. Jetzt können wir den Moment erstmal geniessen, ohne euphorisch zu sein.
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1. Dezember 2015
Der Chefarzt meinte heute morgen ich habe einen Quantensprung hinter mir.
Darauf lässt sich doch aufbauen!
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